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Salzburg

Gesetzesnovelle macht Entnahme von Risikowölfen einfacher

Um für den Almsommer gerüstet zu sein, hat die Salzburger Landesregierung den Wolfsmanagementplan überarbeitet. Die Entnahme von Risikotieren wird leichter.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Wolf ist längst keine mehr vom Aussterben bedrohte Art. Erste Rudelbildungen werden aus Kärnten und Tirol gemeldet. Der strenge Schutz des Raubtieres stellt vor allem für die heimische Land- und Almwirtschaft sowie für heimische Wildtiere ein Problem dar. Um für den kommenden Almsommer gerüstet zu sein, hat die Salzburger Landesregierung den Wolfsmanagementplan überarbeitet und bringt eine Gesetzesnovelle auf den Weg.

Risikotier als neue Kategorie

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Insbesondere wenn der Wolf die Scheu vor dem Menschen verliert und sich in Siedlungsbereichen aufhält, steigt die Gefahr für Konflikte. Der neue Wolfsmanagementplan gibt klare Empfehlungen für die Verhaltensweisen und erleichtert auch die Entscheidung zur Entnahme. Die Gesetzesnovelle baut auf dem Managementplan auf und sieht als Neuerung erstmalig den Begriff des „Risikotiers“ vor. Ebenso sind die Ausweisung von Weideschutzzonen möglich. „Dort wird die Entnahme vereinfacht, da in diesen Bereichen kein Herdenschutz möglich ist. Zukünftig haben wir eine Handhabe bereits bevor der Wolf zubeißt“, erklärt Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek.

Salzburgs Landwirte haben zwischen 2018 und 2023 rund 1,08 Mio. € in Herdenschutzmaßnahmen, etwa Zäune oder GPS Halsbänder, investiert. Das Land hat in diesem Zeitraum rund 820.000 € gefördert. An Entschädigungszahlungen durch Wolfsrisse wurden in diesen fünf Jahren rund 95.000 € ausbezahlt, am höchsten war die Summe 2023 mit rund 36.500 €.

Transparenz und klare Vorgehensweise

Deshalb will das Land nun einen neuen Weg einschlagen. Der Managementplan gibt dem Wolfsbeauftragten ein Werkzeug in die Hand und stellt die Entscheidungsspielräume für die Landesregierung praktisch dar. Dabei werden Konfliktsituationen behandelt, wie etwa das Aufeinandertreffen eines Wolfes auf Menschen, Nutztiere, aber auch Hunde. Wenn Wölfe sich vorerst unauffällig verhalten, wird das Tier beobachtet. Mögliche Anreize, die das Tier anlocken, werden reduziert. Neben der Information für die Öffentlichkeit über richtiges Verhalten, wenn Wölfe sich im Umfeld von bewohnten Gebieten aufhalten, Empfehlungen zum Vergrämen, wenn er sich Höfen und Siedlungen zu nähern beginnt, gibt es klar definierte Situationen in denen eine Entnahme zu erfolgen hat.

Neben dem Schadtier wird zukünftig die Kategorie "Risikotier" eingeführt. Ein Experte kategorisiert die Wölfe und es sind keine Risse mehr für eine Entnahme Voraussetzung. Es wird Ausweisungen von Weideschutzgebieten geben und Änderungen im Jagdgesetz.

Herdenschutz in weiten Teilen Salzburgs unmöglich

Dass Herdenschutz in weiten Teilen Salzburgs aufgrund von Hangneigung, Bodenbeschaffenheit, Wasserläufen, Straßen und Wege, ökologische Besonderheiten, Erwerbsart, Tierwohl und Bewirtschaftbarkeit, schlicht nicht möglich ist, wird nun ebenso gesetzlich verankert. Schutzzäune sind nur für Betriebe in Siedlungsnähe möglich. Eine vollständige oder teilweise Umzäunung von Almen im hochalpinen Gelände ist nicht verhältnismäßig und meist gar nicht umsetzbar, so der Tenor der Experten. Die Behirtung von Schafen oder Ziegen ist erst bei einer Herdengröße von 500 bis 800 Stück wirtschaftlich vertretbar. Eine Strukturiertheit, die es in Salzburg im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht gibt.

„In Salzburg gibt es rund 300 Almen auf denen Schafe und Ziegen aufgetrieben werden. Man würde 450 Hirten benötigen und zwischen zwei und sieben Herdenschutzhunde pro Alm. Die jährlichen Kosten dafür würden rund 21 Mio. € betragen. Eine Summe, die die landwirtschaftlichen Betriebe nicht finanzieren können", erklärt Landesrat Josef Schwaiger.

Für den Präsidenten der Landwirtschaftskammer Salzburg, Rupert Quehenberger steht fest: „Almen sind nicht durch Zäune vor Wölfen schützbar. Rinder, Schafe und Ziegen sind in den Berggebieten essentiell für das ökologische Gleichgewicht. Sterben die Wiederkäuer durch die Wölfe, stirbt auch die Artenvielfalt auf unseren Bergen. Der Wolf ist in Europa längst nicht mehr gefährdet, um die Almwirtschaft mache ich mir hingegen sehr große Sorgen.“

Entnahme des Wolfes in Konfliktsituationen

Wenn sich das Tier Menschen nähert, Hunde zu Opfern werden oder Nutztiere verletzt bzw. gerissen werden, ist ein Abschuss unausweichlich notwendig. Das Expertenpapier der Salzburger Landesregierung beschäftigt sich auch mit Themen wie hybriden Wölfen und die Vorgehensweise, wenn verletzte oder kranke Tiere entdeckt werden. „Für das heurige Almjahr rechnen wir vermehrt mit Wölfen und Rissen. Die EU ist hier zu behäbig und deshalb werden wir in Salzburg tätig. Wir schöpfen alle Mittel aus, die uns zur Verfügung stehen“, erklären Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek und Landesrat Josef Schwaiger.  

Die Salzburger Jägerschaft unterstützt die Politik bei der Umsetzung des nun eingeschlagenen Weges. „Es ist nicht einfach, dass alle Jäger sich dieser Diskussion aussetzen. Viele haben großen Respekt davor, weil sie im Fall eines Abschusses persönlich mit Untergriffigkeiten und Angriffen vor allem in sozialen Medien konfrontiert sind. Die Jägerschaft ist hier nicht zur Stelle, weil wir eine Trophäe wollen, sondern wir werden hier dem Schutz der Landwirtschaft und der Grundeigentümer verpflichtet“, sagt Landesjägermeister Max Mayr-Melnhof.

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